Das Geheimnis in Siebenbürgen

TV-Movie für ZDF im Auftrag der Aspekt Telefilm

PREMIERE

FILMFEST HAMBURG 2010 unter dem Titel: FREMDE HEIMAT

Erstausstrahlung ZDF

14. Mai 2012 als "Fernsehfilm der Woche"

Regie

Martin Enlen

Buchbearbeitung

Rolf Silber

Kamera

Phillip Timme

Produktion Deutschland

Aspekt Telefilm (Doris Zander) mit Josephine Behlke

Produktion Rumänien

Seven Film (Rodica und Sorin Popa)

Redaktion

Pit Rampelt

mit

Oliver Stokowski, Katharina Böhm, Dorka Gryllus, Jürgen Tarrach, Gudrun Ritter, Ernst Georg Schwill, Merab Ninidze, Dorothea Walda, Alexander Hörbe, Anna Willecke, Helen Woigk, Franziska Ritter, Rafael Gareisen u.v.a.

Anders rauschen die Brunnen, anders rinnt hier die Zeit.
Früh faßt den staunenden Knaben Schauder der Ewigkeit.
Wohlvermauert in den Grüften modert der Väter Gebein,
zögernd nur schlagen die Uhren, zögernd bröckelt der Stein.
Siehst du das Wappen am Tore? Längst verwelkte die Hand.
Völker kamen und gingen, selbst ihr Name entschwand.
Aber der fromme Bauer sät in dem Totenschrein,
schneidet aus ihm sein Korn, keltert in ihm seinen Wein.
Anders schmeckt hier der Märzwind, anders der Duft von Heu,
anders klingt hier das Wort von Liebe und ewiger Treu.
Roter Mond, vieler Nächte einziggeliebter Freund,
bleichte die Stirne dem Jüngling, die der Mittag gebräunt,
reifte ihn wie der gewaltige Tod mit betäubendem Ruch,
wie in grünlichem Dämmer Eichbaum mit weisem Spruch.
Ehern wie die Gestirne zogen die Jahre herauf,
ach, schon ist es September. Langsam neigt sich ihr Lauf."

Adolf Meschendörfer SIEBENBÜRGISCHE ELEGIE

Produktionsleitung: Rolf Wappenschmitt, Herstellungsleitung: Oliver Behrmann, Schnitt: Monika Abspacher, Musik: Dieter Schleip, Casting: Tina Böckenhauer, Szenenbild: Su Proebster, Kostüm: Maria Dimler, Maske: Tatjana Krauskopf, Verena Weissert, Licht und Bühne: Florin Niculae, Sandu Constantin, Ton: Uwe Griem, Filmgeschäftsführung: Michael Garnatz, Produktionsmanagement ZDF: Donald Jenichen, Produktionsassistenz: Daniele Muck, Louise Rhode, Mirabella Nedelcu, Silviu Stafie, Aufnahmeleitung: Klaus Richter, Regieassistenz: Olaf Kell, "Kelly" Ovidiu Paunescu, Script/Continuity: Nina Kötter, Kameraassistenz: Sebastian Grundt, Tonassistenz: Timon Krüger, Szenenbildassistenz: Katrin Sonnleitner, Aussenrequisite: Björn Holzhausen, Innenrequisite: Jutta Lilli Erasin, Kostümbildassistenz: Sonja Kappl, Carmen Cristea, Schnittassistenz: Kris Weiland, Catering: Faun Catering, Pressebetreuung: Presseagentur Deutz

 

PRESSE

TV SPIELFILM, TIPP DES TAGES: "Romantisch in seiner tragischen Konsequenz...Ein fesselndes und gut gespieltes Sühnedrama, das sich mit keiner billigen Lösung davonstiehlt."

TV MOVIE, TAGESTIPP "Vielschichtige Story, geschliffene Dialoge... Ein "Heimatfilm", der nicht in Klischees verfällt, Genregrenzen sprengt und bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzt ist."

TV DIREKT, TOPTIPP: "Menschliches Drama, das lange nachwirkt."

 

RAINER TITTELBACH

„Das Geheimnis in Siebenbürgen“ – der Titel täuscht – ist den berühmten Schatten der Vergangenheit weder im Krimi- noch im Mystery-Thriller-Format auf der Spur. Auch einem politischen Revisionismus redet er nicht das Wort. Was zählt, sind allein die Befindlichkeiten der Hauptfigur, eines Siebenbürger Sachsen, der vor 25 Jahren seine rumänische Heimat in Richtung Deutschland verließ.

„Ich kann da nicht hin in dieses Land und ich kann nicht in dieses Dorf!“ Ein altes Trauma wird geweckt. Doch es hilft nichts, Lukas Schauttner muss zurück in seine alte Heimat: Der Teilhaber eines Berliner Beratungsunternehmens soll in Siebenbürgen eine Fabrik begutachten. Am besten platt machen, gibt ihm sein Kompagnon zu verstehen. Aber so groß die Vorurteile des 1987 mit seinen Eltern nach Deutschland ausgereisten Mannes auch sind – Lukas will fair prüfen, will sich nicht für die damals erlittene Schmach seiner Familie rächen. So richtig will er aber auch nicht mit der alten Geschichte herauskommen. Selbst seiner Frau gegenüber hat er immer geschwiegen, was seine Vergangenheit angeht. Saß sein Vater in Rumänien im Knast? Was hat die Securitate, die rumänische Stasi, gegen die Minderheit der Siebenbürger Sachsen unternommen? War Mara nur seine erste Liebe oder verbindet die beiden auch eine politische Geschichte? Lukas Schauttner ist in den Tagen der Rückkehr in sein Heimatdorf hin und her gerissen. Verdrängtes gerät wieder ins Bewusstsein. Die Menschen hier sind gastfreundlich, herzlich und sie sind arm. Ob die Fabrik zu retten ist? Ganz andere Fragen treiben den Heimkehrer um. Und dann stehen Lukas’ Frau und seine Tochter auf der Matte.

„Das Geheimnis in Siebenbürgen“ hieß als Arbeitstitel „Vertraute Fremde“ und sollte als Endtitel „Fremde Heimat“ heißen. Diese Titel hätten den Film von Martin Enlen besser getroffen. Offenbar waren die Titel schon vergeben (obwohl der Film schon etliche Premieren als „Fremde Heimat“ hatte). Der neue Filmtitel trügt. „Das Geheimnis von Siebenbürgen“ hat trotz desselben Autors nichts mit den „Spreewaldkrimis“ zu tun, ist weder Mystery-Thriller noch Provinzkrimi. Der Held begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit, auf der am Ende zwar ein „Geheimnis“ gelüftet wird, das aber nicht mehr als eine Randnotiz in einer Staatssicherheitsakte ist, obgleich es mehrere Menschenleben nachhaltig bestimmt hat. Die erzählte Geschichte ließ sich von den politischen Zuständen in Ceausescus Rumänien inspirieren, von dem Schicksal der Siebenbürger Sachsen, die einst als Hitler-freundlich galten und von denen viele nach dem Umschwenken Rumäniens in Richtung UdSSR nach Russland deportiert wurden. Genreästhetisch ist der Film dem Melodram verpflichtet. Die politischen Fakten sind relevant in Hinblick darauf, was sie mit den Menschen machen. Die Landschaft wird zur Projektionsfläche, die Wahrnehmung zum wichtigen Erkenntnisinstrument.

Emotionaler Kern des Films ist das Phänomen „Heimat“. Dieses existenzielle Gefühl ist das Thema, das sich neben der politischen Vergangenheitsbewältigung, die zugleich eine psychologische ist, am stärksten dem Helden ins Bewusstsein drängt. Dass dieses Thema auch beim Zuschauer ankommt, ist vor allem das Verdienst von Martin Enlens feinfühliger Regie, der umsichtigen Kamera von Philipp Timme und von Monika Abspachers gestalterischem Umgang mit dem Schnitt. Immer wieder schieben sich die alten vor die neuen Bilder. Der Film besitzt wenig real dargestellte Handlung. Trotz des Besuchs von Tochter und Ehefrau konzentriert sich alles auf die Befindlichkeiten der Hauptfigur, die Oliver Stokowski (nicht untypisch männlich) verschwiegen und doch nonverbal beredt zum Ausdruck bringt. Die Frauenfiguren sind stark, klar und knapp gezeichnet; sie werden präsent von Katharina Böhm und Dorka Gryllus gespielt. Die Schwelle zum Kitsch ist spürbar, doch sie wird nicht überschritten. Vielleicht will der Film zu Vieles: auf Politik und Historie verweisen, eine Verdrängung bearbeiten, ein Trauma lösen, die Geschichte einer Ehe erzählen, ein aufgeklärter „Heimat“-Film sein, etwas von einer weitgehend fremden Kultur vermitteln und damit auch ein bisschen Wohlfühlfilm sein. Der Film bringt das alles nicht so recht zusammen. Das aber kann der Zuschauer tun. Material hat er genügend. Besser als Mörderraten ist das allemal!

zum Artikel: www.tittelbach.tv